Was heißt und bedeutet Sortimentsumstellung konkret?

Was heißt und bedeutet Sortimentsumstellung konkret?

Ich hab ja bereits auf mehreren Kanälen angekündigt, dass ich das Sortiment umstellen werde. 

Im Rahmen dessen werden auch nicht wenige Pflanzen reduziert angeboten. 

Nun wurde im persönlichen Gespräch schon mehrfach nachgefragt, was das denn konkret heißt. 

Im folgenden der Versuch einer Erklärung:

Fakt: Gärten unterliegen dem Wandel des Klimas!

Zwar sind wir im Alpenvorraum aufgrund stärkerer Niederschläge als bspw. in Franken noch ein Biotop der Seligen. Aber auch hier war der Winter zu trocken. Es droht erneut ein zu trocknes Frühjahr. Die Böden haben immer noch nicht den alten Wassergehalt wie vor den vergangenen Hitze-Sommern. 

 Wer nicht über einen eigenen Brunnen verfügt oder am Bach wohnt, wird sich in Zukunft an höheren Wasserrechnungen erfreuen können. 

Thema Bewässerung:

Als Erfahrungswert kann ich sagen, dass Kunden oft leider zu wenig bzw. falsch gießen. Nehmen wir als Beispiel die beliebte Thujenhecke. eine Thuja von 180-200 cm Höhe hat einen Ballen, der wenigstens 30 cm hoch ist. Eher mehr. Wenn der in einer anhaltenden Trockenperiode ordentlich durchwässert werden soll, sind 20-30 Liter notwendig. Pro Pflanze. Bei normalem Wasserdruck dauert es um die 30 Sekunden bis die 10 l Kanne voll ist. Macht pro Pflanze 1,5 Minuten Bewässerungszeit. Minimum. Bei 30 m Heckenlänge und sagen wir 50 Pflanzen kommen wir auf eine Bewässerungszeit von mind. 75 min. 

Das sind jetzt sehr optimistische Werte. Oft dauert es länger. Wenn mir dann also ein Kunde sagt, er hat jeden Tag eine halbe Stunde seine Hecke gegossen. Dann ist das zu wenig. Statt in der Woche dreieinhalb Stunden zu wenig und falsch zu gießen, sollte man 2.5 bis 3 Stunden richtig giessen. Und das zweimal pro Woche. 

Um es abzukürzen: Die Thuja ist eine Sumpfpflanze, die es feucht braucht. Wenn ich also in einem Hitzesommer nicht jede Woche mindestens 2 Kubikmeter Wasser durch die Leitung jagen will hab ich zwei Optionen:

a) Ein smartes Bewässerungssystem, das richtig zur richtigen Zeit giesst.

b) Die Thujen durch trockenheitstolerante Pflanzen ersetzen. Ob das jetzt bspw. immergrüne Scheinzypressen sind oder insektenfreundliche Ziersträucher muss jeder für sich entscheiden. 

Ergreif ich keine der Maßnahmen ist es eine Zeitfrage, bis die Thujenhecke zusammenbricht. Hab ich genug von in den letzten Jahre gesehen. Manchmal kann man sie noch retten, wenn der Schaden nicht zu groß ist. Aber langfristig muss man eine Entscheidung treffen. 

Bepflanzung:

Hortensien, Rhododendron, Azaleen etc. sind wunderschöne Pflanzen. Aber sehr durstig, wenn sie was hermachen sollen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Blüte durch Starkregen-Ereignisse zerstört werden kann, dann ist der wesentliche Pluspunkt dieser Pflanzen dahin. Vom hohen Wasserbedarf abgesehen. 

Also muss auch die Entscheidung getroffen werden, wieviel Zeit, Wasser, Energie steck ich noch in diese Art von Pflanzen oder ersetz ich sie durch Pflanzen, die sowohl lange Trockenperioden als auch sturzbachartige Regenfälle ertragen. Hier gibt es im Staudenbereich eine reiche Auswahl, die als Ersatz genommen werden kann. 

Rasenflächen: Ein gepflegter Rasen braucht vor allem Wasser. Hier gibt es drei Möglichkeiten.

a) Entweder mit einer intelligenten Bewässerung arbeiten

b) In den vorhandenen Rasen trockenheitstolerante Gräser/Kräuter ausbringen

c) Rasenflächen verkleinern durch Anlage entsprechender Beete, die sich quasi selbst versorgen und pflegen. 

Lass ich alles außen vor, muss ich damit leben nach der ersten Hitzewelle eine braune Fläche zu haben, die sich erst im kommenden Frühjahr erholt haben wird. Dann geht das Spiel von vorne los. 

Die Beispiele ließen sich jetzt auch mit Ziersträuchern, Hausbäumen, Obsträuchern und -bäumen fortsetzen. 

Ebenfalls im Sortiment für Beet & Balkonware. Auch hier muss man sich von einigen Züchtungen verabschieden. Geranien sind in ihrer Ursprungsform trockenheitsliebend, weil Ursprungsregion südliches Afrika. Wenn man aber immer nur auf noch bessere, buntere, schönere Blüte züchtet, dann verschwinden irgendwann auch andere Eigenschaften. 

Die Pflanze, die in einem Jahr noch ging und großes Ah und Oh bei Besuchern erzeugte, hat in der nächsten Saison schlapp gemacht. Vielleicht lag ein Gießfehler vor. Vielleicht war der Kipppunkt bei der Hitzeverträglichkeit überschritten. 

 Zusammenfassung:

Für mich als Anbieter bedeutet Sortimentsumstellung, dass ich "problematische" Pflanzen in kleinen Mengen vorrätig habe. Mich von einigen komplett trenne. Pflanzen, die ich als "Wegwerf-Ware" bezeichne ganz aus dem Sortiment nehme. 

Statt Schnittblumen, die wer weiß wo produziert wurden, einzukaufen, wird ein eigenes Beet dafür angelegt und dann schnittfrisch verkauft. 

Das Staudensortiment wird extrem ausgeweitet. Hier sind die Gestaltungsmöglichkeiten quasi unendlich. Und was ich in einem Jahr nicht verkaufe, geht im nächsten Jahr größer und damit teurer über die Ladentheke ;-)

Klassische Heckenpflanzen nur in kleinen Mengen als Musterhecken, bei Bedarf wird bestellt und ist innerhalb von 10 Tagen beim Kunden. 

Erweiterung auf mediterrane Pflanzen mit entsprechender Kältetoleranz, denn unsere Wetterbedingungen gleichen sich denen des Mittelmeerraums an. Heiße lange Sommer, milde nasse Winter. 

Ohne eine intakte Fauna funktioniert auch keine Flora. Deswegen wird bspw. auf gefüllte Rosen verzichtet und stattdessen Ziersträucher und Stauden, die gleichmäßig über fast das ganze Jahr Futter für Insekten und Vögel zur Verfügung stellen. 

Es ließe sich weiter ausführen. Aber Ihr wart geduldig bis hierhin. Weitere Details und Beispiele in eigenen Schwerpunktartikeln. Aber der Weg sollte klar sein. 

Ein Garten ist ein Privileg. Nutzt es weise. 

Euer Gartenlotse

Thomas

Schnittbild vertrcocknete landschaft, gesunde Landschaft auf der anderen Seite

 

 

 

 

Johannes Robalotoff, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
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